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Gespeichert von Grit Kramer
Montag, 20. April 2015

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„William und das Petermännchen“ – ein Schulprojekt auf der Kinoleinwand

Eine ganz alltägliche Situation: die letzte Szene ist über die Kinoleinwand geflimmert. Es ertönt Musik, der Abspann läuft. Kinobesucher verlassen den Saal, bevor das Licht wieder angeht. Eine unendliche Abfolge von Mitwirkenden läuft in der Zeit über den Großbildschirm.

Für manch einen Besucher ist genau dieser Teil des Films von erheblicher Bedeutung, nämlich dann, wenn der eigene Name plötzlich in riesigen Lettern zu sehen ist.

Statistisch gesehen sind es nicht viele Schüler, die später eventuell in einem solchen Berufsfeld arbeiten und somit möglicherweise an Kinoproduktionen beteiligt sein werden. Ganz ungewöhnlich also, wenn alle Schüler einer Klasse gespannt im Kinosessel sitzen bleiben und voller Erwartung auf die Leinwand schauen, um den eigenen Namen nicht zu verpassen.

Dieses, für die meisten Kinder und Jugendlichen wohl einmalige Erlebnis, teilten sich gerade die Schüler unserer Jahrgangsstufen 11 und 12, die vor drei Jahren an einem Schulprojekt mitwirkten, welches in Kooperation mit dem Produzenten Boris Kreuter durchgeführt wurde.

Damals, als Schüler der Klassenstufen 8 und 9, wartete auf die Jugendlichen im Rahmen der Berufsorientierung eine ganz besondere Aufgabe – einen Film sollten sie drehen. Zum damaligen Zeitpunkt orientierte man sich als Ziel auf einen Kinderfilm, der auf mobiler Leinwand in Kindertagesstätten und Grundschulen vorgeführt werden sollte. Die regionale Sagenwelt Schwerins stand im Mittelpunkt der Geschichte für Kinder von 3 bis 8 Jahren; eine echte Herausforderung.

Entstanden ist unter Anleitung von Boris Kreuter und weiterer professioneller Unterstützung ein Kinderspielfilm in einer Mischung aus Realfilm, Trickszenen und vor allem auch Musikelementen. Speziell für die Schweriner Bevölkerung wurde eine Version angefertigt, die einen hohen Anteil dokumentarischer Sequenzen enthält.

Wer sich diesen Film anschaut, sollte dabei nicht aus den Augen verlieren: es ist kein Film, der mit einem Millionenetat von hunderten professionell ausgebildeten Mitwirkenden entstand, sondern eine Produktion von Kindern und Jugendlichen. Insofern verbietet sich jeder Vergleich mit beispielsweise Disney-Produktionen.

Wer sich aber mit offenen Augen auf genau diese Art Film einlässt, erkennt die Sichtweise aus Kinderaugen, die naiv kindliche, liebevolle Herangehensweise an den historisch belegten Sagenstoff um das Petermännchen, bewundert, in welcher Professionalität Schüler mit der Kamera die Schönheiten der Landeshauptstadt eingefangen haben und ist begeistert vom Soundtrack, der in unserer Schule komponiert und musikalisch umgesetzt wurde.

Die Filmmusik, eine Vertonung alter Kinderreime und Texte, stammt aus der Feder unserer Mitarbeiterin Martina Skalecki, die seit Jahren in unserer Schule im Rahmen des Ganztagsschulprogrammes die musikalische Förderung begabter Kinder und Jugendlicher leitet. Für sie war es ein ganz besonderes Erlebnis, ihre Schüler dabei anzuleiten, einen Soundtrack für einen Spielfilm aufzunehmen. Dabei benötigte unser Musikteam keinerlei Unterstützung von Musikprofis.

Alle Schüler, die ihren Namen im Abspann gelesen haben, dürfen stolz sein auf das Produkt. Alle Besucher des Films sollten sich vor Augen halten:
Jeder Kameramann, jeder Tontechniker, jeder Darsteller, jeder Beteiligte im Trickteam, jeder Musiker ......... war Schüler der Klasse 8 oder 9 und jünger, denn auch Kindergartenkinder waren zu großen Teilen in dieses einmalige Filmprojekt involviert, unter anderem die Kinder der Kita Petermännchen in Pinnow.

Ein Betriebspraktikum der besonderen Art fand also jetzt mit der Aufführung des Films seinen Abschluss.
Die Entstehung des Films wurde für ein Making Of genau dokumentiert.
Wir laden alle Schweriner und Einwohner der Umgebung sehr herzlich ein, sich diese Entstehungsstory anzuschauen.

Boris Kreuter wird zum Tag der offenen Tür am 19. September vor Ort sein. Ein besonderer Höhepunkt dieses Tages ist die Aufführung der Making Of-Filme.
Wir bedanken uns bei ihm für die Einblicke in eine exotische Berufswelt.

Eine Bemerkung am Rande:
Manch einer wird sich vielleicht fragen, wieso eine Bildungseinrichtung, dessen Schulkonzept auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Hirnforschung basiert, einen Kinderfilm für Kleinkinder unterstützt, wo doch Bildschirmmedien als „Gift“ für die Entwicklung der Großhirnrinde gelten und in jeder Informationsveranstaltung vor dem Film- und Fernsehkonsum gewarnt wird.
Nach Ansicht der Forscher „verändern die unrealistisch schnellen Bildfolgen der meisten Kinofilme und Fernsehprogramme möglicherweise die normale Gehirnentwicklung“ von Kleinkindern. Mit jeder Stunde, die sie täglich vor dem Fernseher verbringen, steigt die Wahrscheinlichkeit der Ausprägung von Aufmerksamkeitsproblemen.  Ein Phänomen, das in Schulen in zunehmendem Maße beobachtet wird: intelligent, aber konzentrationsschwach.

Im Kinderfilm „William und das Petermännchen“ wird man genau diese Vielzahl schneller Bildschnitte, die zu einer unrealistischen Wahrnehmung führen, für viele Kinder heute  leider schon antrainiert die Spannung ausmachen, nicht finden. Hier wird in ruhiger Bildabfolge im Stile der alten Sandmann-Produktionen eine Geschichte erzählt.

Wir wünschen viel Spaß beim nächsten Kinobesuch und freuen uns im September auf alle Gäste, die mehr über die Produktion erfahren wollen.