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Gespeichert von Grit Kramer
Montag, 19. November 2018

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Pädagogium Schwerin

Sind Mädchen die besseren Physiker?

Diesen Trend muss ich zumindestens an unserer Schule beobachten.
Im Moment sitze ich gerade in der Bibliothek, mir gegenüber sitzt Aylina und brütet an den Aufgaben der 2. Runde der 50. Internationalen Physikolympiade. Ein bisschen neidisch bin ich schon. Zum einen, dass ich die Aufgaben noch nicht  für mich habe und auch grübeln darf, zum anderen hätte ich das als Schüler im 1. Semester einer 11. Klasse nicht geschafft, mich für die 2. Runde zu qualifizieren. Die Aufgaben der 1. Runde kamen aus den verschiedensten Bereichen der Physik, die kaum mit unseren Lehrplaninhalten übereinstimmen. Auch dieses Jahr mussten 4 interessante Aufgaben gelöst werden, wobei es insgesamt 30 Punkte zu erreichen gab. Mit mindestens 30 Punkten kam man weiter in die 2. Runde – und Aylina hat es geschafft, wie auch im letzten Jahr! Auch an dieser Stelle Hut ab und herzlichen Glückwunsch.
Neu in diesem Jahr sind die Modalitäten der 2. Runde. Nur mit einem nicht graphikfähigen Taschenrechner, Schreib- und Zeichenmaterialien und einer vorgegebenen Liste von Naturkonstanten bewaffnet brütet Aylina 180 Minuten an physikalischen Problemen. Circa 60 Minuten davon beantwortet sie Multiple-choice-Aufgaben, wobei die Antworten aber begründet werden sollten, teilweise durch Rechnungen. Danach schließen sich noch Langaufgaben an.
Aber zurück zu meiner Beobachtung. Wie ist das nun mit der Physik und den Geschlechtern?
Man bekommt  als Lehrer ja öfter Materialien, wie z.B. Flyer und Plakate, schaut sie sich an, hängt sie an die Pinnwand und – denkt nicht mehr daran. So war das auch mit den Materialien zur Physikolympiade, die Aufgaben kurz angeschaut und für zu schwer befunden. Aber ich hatte damals nicht mit Hanna gerechnet. Eines Tages sagte sie zu mir: „Ich habe mich zur Physikolympiade angemeldet. Sie müssten auch eine Mail bekommen haben und sich registrieren. Und Sie müssen meine Lösungen bewerten und einschicken.“ Ja. Schön. Das war vor 5 Jahren. Hanna hat immer die 2. Runde geschafft und wäre beinahe in die deutsche Nationalmannschafft gekommen. Sie hatte Blut geleckt, hat viele workshops besucht, ist u.a. von prophys gefördert worden, hat ein Juniorstudium bravourös gemeistert und zusammen mit 2 weiteren Mädchen unserer Schule den Wettbewerb Airbus Ideenflug 2017, dotiert mit 3000 €, gewonnen. Im letzten Jahr haben bei der Olympiade 3 Mädchen aus unserer Schule mitgemacht, 2 Jungen „wollten“ auch teilnehmen. Entweder hatten sie keinen Biss oder sie haben es, vorsichtig ausgedrückt, aus den Augen verloren.
Also, Jungs. Zeigt uns, dass ihr doch auf diesem Gebiet etwas könnt.
Auf jeden Fall fand Aylina die Aufgaben sehr interessant.

H.Breitsprecher